12 Dezember 2011

Chucky, die Grinsepuppe



Um nach Rahlstedt zu Marks alljährlichem Greueljulklapp zu kommen, lösten wir eine Tagesgruppenkarte für 9,60 €.

Zwar galt sie gar nicht für die erste Klasse, als die Schnellbusse wie der zielgenaue 36er anachronistischerweise deklariert sind, doch die Handyticketapp bot die richtige Gruppenkarte für 11,20 nicht an, und der Busfahrer würde ja schon was sagen, wenn er sähe, dass wir die falsche gelöst hatten, nicht wahr.

Doch wie alle Busfahrer betrachtete er den flüchtig präsentierten QR-Code auf dem iPhone-Display so interessiert wie Godzilla ein vegetarisches Antipastibüffet. Und ehrlich gesagt hatten wir darauf auch ein wenig spekuliert.

Nach Rahlstedt heizte der Fahrer wie ein Irrer. Ich zählte vier überfahrene rote Ampeln, was mich aber überhaupt nicht aufregte, sondern sogar sehr gelassen machte. „Wenn er sich nicht an die Regeln hält“, raunte ich Ms. Columbo im Hinblick auf unsere mutwillig verbilligte Gruppenkarte zu, „dann müssen wir das auch nicht.“ Sie war ganz meiner Meinung und vermutete, der Mann müsse einfach mal dringend aufs Klo.

Durch seine spezifische Fahrweise erreichten wir unsere Haltestelle mehr als fünf Minuten zu früh und kehrten spontan noch in eine Videothek ein, die des Weges kam. Ergebnis: drei gebrauchte DVDs für zehn Euro – nur weil der Fahrer dringend aufs Klo musste.

Marks Greueljulklapp ist übrigens nicht nur stets mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Kinderpunsch und selbstgebackenen Smartieshäuschen verbunden, sondern auch mit dem immens hohen Risiko, am Ende Sachen mit nach Hause zu schleppn, die man im schlimmsten Fall als Sondermüll entsorgen oder von einem Sondereinsatzkommando abholen lassen muss.

Gut, das hätte weder für die monströse Handsäge noch für Chucky, die Grinsepuppe (Foto), gegolten. Dennoch waren wir heilfroh über die DVD „No talk“, auf der sich sechs Talkmaster eine halbe Stunde lang anschweigen, sowie eine selbstbefüllte Bügelverschlussflasche undeklarierten Inhalts. Es roch nach Glühwein. Die Antwort kennt allerdings allein der Ausguss.

In der Julklapprunde kamen rasch Fantasien auf, was man Chucky mithilfe der Handsäge antun könnte, vor allem die schief grinsenden Gewinner beteiligten sich rege. Doch alle blieben relativ zivilisiert und nahmen noch einen Kinderpunsch.

Als wir gingen, kontrollierte Mark persönlich, ob auch jeder seinen Greueljulklappgewinn eingepackt hatte. Es gibt einfach kein Vertrauen mehr unter den Menschen.

5 Kommentare:

  1. Also, seien Sie froh, dass man Ihnen nicht das Menschlein klein, das man links oben im Bild sieht, eingepackt hat.
    Konnte der/die Kleine seine Eltern erfolgreich umtauschen?

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  2. Es sind durchaus Leute auf Sachen sitzengeblieben – auch deshalb, weil andere ihre DVD und Bügelverschlussflasche festhielten, als ginge es um ihr Leben.

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  3. Die HVV-"Schnellbusse" sind ja irgendwie bereits Nepperei, schneller sind die nicht, der Aufpreis wird damit begründet, dass in diesen Bussen den Fahrgästen "weitestgehend ein Sitzplatz zur Verfügung steht" und die Bestuhlung in diesen Bussen bequemer ist. Da brauchen Sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie mit Standardticket in diesen Bussen fahren, ich versuche das wenn möglich auch und sehe das als absolut legitim an ;)

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  4. Um die DVD "No Talk" beneide ich Sie abre schon ein bißchen

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  5. Lieber Herr Wagner,

    zumindest bei uns gibt es sog. "Busampeln", die es dem Busfahrer erlauben auch dann noch über die Kreuzung zu fahren, nachdem die Ampel auf rot gewechselt hat.
    So sieht das dann aus:
    http://h9.abload.de/img/oepnv4_grugz0.jpg
    Freie Fahrt für den Bus!
    Sie tun dem Fahrer also ggf. Unrecht ;)

    Es grüßt
    Herr Anju

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