03 Dezember 2005

Der Hackenporsche

Mensch, was hat sich für eine Menge Altglas in der Abstellkammer angesammelt! Also werden flaschenvolle Plastiktüten in den Hackenporsche verfrachtet, und los geht es zu den Containern an der Budapester Straße.

Es ist ein Weg mit Hindernissen, vor allem, weil gestern St. Pauli ein Heimspiel hatte. Überall auf den Gehwegen gilt es kleine Rotz- und Spuckpfützen zu umfahren. Zum Glück sind sie gefroren. Aber trotzdem.


Sie konkurrieren hart mit zahllosen Hundehaufen um die Hoheit über die Bürgersteige. Es ist ziemlich schwer, keine dieser Tretminen zu durchrollen. Doch ich will den Hackenporsche wieder mit in die Wohnung nehmen, also ist höchste Vorsicht und Fahrkunst vonnöten.


Es handelt sich übrigens schon um unser zweites Gefährt dieser Art. Das erste besaßen wir im Originalzustand nur rund 30 Minuten. Ich hatte es bei Wal-Mart gekauft und kurzerhand als Transportmittel für die restlichen Einkäufe eingesetzt. Ich zog das Ding also auf Jungfernfahrt Richtung Seilerstraße, doch kurz vorm Ziel touchierte es meinen rechten Fuß.

Kleine Ursache, große Wirkung. Es geriet nämlich daraufhin in eine sich unaufhaltsam aufschaukelnde Schlingerbewegung. Flieh- und Hebelkräfte wuchsen rapide an, wodurch sich der Trolley trotz aller Stabilisierungsversuche meiner Hand entwand und volle Lotte aufs Pflaster knallte.
Drin war unter anderem Buttermilch. Jetzt allerdings nicht mehr im Becher, sondern fein verteilt auf allen Einkäufen, mit denen das Gefährt beladen war.

Die meisten konnte ich zu Hause säubern, wenngleich es eine langwierige und von vielen gemurmelten Verwünschungen begleitete Fronarbeit war. Doch das Trolleyinnere selbst ganz und gar von Buttermilchresten zu befreien, erwies sich als unmöglich. Also stopfte ich ihn am gleichen Tag, an dem ich ihn gekauft hatte, in den Mülleimer.
Seitdem werden sämtliche Milchprodukte, Eier und andere verpackte Flüssigkeiten zuerst in eine Plastiktüte gesteckt und dann in den Trolley. Das hat sich schon mehrfach als sehr weise erwiesen. Denn Unfälle passieren mir immer noch, auch nach drei Jahren Fahrpraxis.

Abends Martha Wainwright im Grünspan, wo die Treppe nach oben trotz des Clubnamens in heimeliges Rot getunkt ist. Maue 50 Leute sind dabei, als
Wainwright ihren berühmten Songwriter-Vater Loudon in einer Zugabe liebevoll „Mother fucking asshole“ nennt. Jede Familie hat eben so ihre Probleme.

Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Time passes“ von Paul Weller, „Clifton in the rain“ von Al Stewart und „California rain“ von Ryan Adams.

4 Kommentare:

  1. Kann man irgendwo einen Führerschein für Hackenporsche erwerben? Vielleicht kannst du bei einem hackenporscheerfahrnen Rentner in die Lehre gehen.

    AntwortenLöschen
  2. Ja, es ist verwunderlich, dass die Fahrschulen angesichts der hohen Ölpreise noch keine Hackenporschenfahrkurse anbieten. Vielleicht ist das DIE Marktlücke des Jahres!

    AntwortenLöschen
  3. Hackenporsche??? Ich lach' mich tot, was für 'ne geile Bezeichnung! (Bei uns heisst der Hackenporsche "Oma-Rolls-Royce").

    Und wenn sich viel Altglas angesammelt hat, gibts Abends vom Pfandgeld eine "Leergut-Party"

    viele gruesse
    aloisius

    AntwortenLöschen
  4. „Oma-Rolls-Royce“ ist aber auch ziemlich groß. Anbieten würden sich auch „Muttchenmercedes“ oder „Opaopel“.

    AntwortenLöschen