18 Januar 2007

Mitten im Muggensturm

Der rechts dokumentierten Verheißung auf der Fensterscheibe eines Baden-Badener Schmuckladens könnte man wohlwollend unterstellen, sie versuche den Zungenschlag des hiesigen Eingeborenen zu verschriftlichen. Doch gelang das nur unzureichend.

Korrekt nämlich hätte es heißen müssen: „Subberbreise“. Sich selbst aufs Maul schauen können sie hier unten nicht. Neben den „Supper Preisen“ begegnen uns hier eine Vielzahl weiterer absonderlicher Wörter, darunter Ortsnamen wie „Muggensturm“.

Ms. Columbo vertritt die Theorie, dies sei badisch für den Angriff eines Schwarms aggressiver Stechinsekten, während ich die These in die Waagschale werfe, es könne sich dabei auch um einen Turm handeln, der einst der feudalen Familie Muggen grundbuchamtlich zugewiesen war und dessen drumherum allmählich entstandenes Dorf somit den irgendwie genitivisch anmutenden Namen „Muggensturm“ erhielt.

Geklärt werden konnte der genaue Sachverhalt aber bisher nicht. Weitere Seltsamkeiten wie „Felgenbaum“, „Schmutzrasierer“ oder „Staubschwert“ dürfen wir hingegen nicht als ortsspezifisch ansehen, denn wir entdeckten sie in einem Tchiboladen, und so etwas gibt es ja auch in Hamburg zuhauf, wahrscheinlich mit gleichem Sortiment.

Übrigens sind wir noch nicht weggeflogen, obwohl Orkan Kyrill heute in der Fußgängerzone sogar mit gusseisernen Blumentopfständern Bowling spielte.

10 Kommentare:

  1. Als Badener, der aus der Nähe von Karlsruhe kommt, würde ich Fr. Columbo recht geben. Bringt dies einen weitere Einladung zum Wein für Fr. Columbo?

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  2. Bitte Herr Wagner!
    Halten sie da im Süden Ms.Columbo mit beiden Händen fest! Es soll dort in der Gegend so gewaltig stürmen - da werden sogar Ministerpräsidenten weggeblasen!

    In Bern war es leider viel zu ruhig!

    *smile*

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  3. Beraternase, zum Glück habe ich diesmal keine forsche Wette vorgeschlagen. Man wird vorsichtiger mit den Niederlagen.

    chuchichäschtli, leider werden auch Züge weggeblasen, so dass wir Gefahr laufen, hier festzuhängen. Andererseits nehme ich so etwas natürlich gern in Kauf, sofern die Bedingung ist, dass gewisse Ministerpräsidenten ebenfalls zu den Orkangeschädigten gehören.

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  4. Vermutlich wollte man einfach auf die Preise für das Abendessen hinweisen. Auch, wenn es die Auslage nur sehr indirekt andeutet.

    Die genitivistische Variante wäre mir übrigens gar nicht in den Sinn gekommen, hätte ich doch sofort ein Fugen-S vermutet. Aber das nur am Rande und weil mir langweilig ist.

    Jedenfalls hätten's mal lieber schön in Hamburg bleiben sollen. Hier war nämlich gar kein echter Sturm. Nur 'n büsch'n steife Brise ("und jetzt auf See" - "und dann kein Schiff" - "und in jeder Hand 'n schweren Koffer"), aber eigentlich nichts Besonderes.

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  5. Wie klein die Welt doch ist. Nun verfolge ich Ihr Blog schon seit geraumer Zeit, hatte sogar die Ehre, mit Ihnen und Ms. Columbo auf´s neue Jahr anzustoßen und nun lese ich hier im Reeperbahn-Blog von Muggensturm.

    Ich hatte eigentlich gehofft, diesen Namen, der mich an ein furchtbares Projekt, daß ich für eine furchtbare "Beratungs-"Firma stemmen durfte, im Leben nicht mehr zu hören und nun dies.

    Aber eigentlich bin ich Ihnen sehr dankbar, erinnert es mich doch daran, wie gut es mir jetzt wieder in Hamburg geht im Vergleich zu den 6 Monaten, in denen ich in Muggensturm festsaß.
    Danke!

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  6. ... dann hätten Sie aber doch gleich auch das oben geschilderte Muggensturm-Rätsel aufklären können!

    Ist ja noch nicht zu spät.

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  7. Ginge man von Deiner Interpretation aus, Matt, so müsste man auch die Dorfnamen Muckensturm (Bergstraße, sowie Vorort von Stuttgart) ebenfalls auf etymologische und historische Weise berücksichtigen.

    Herr Muggen war früher Baulöwe, ging in Konkurs, baute aber dann unter dem Namen "Herr Mucken" weitere Türme im süddeutschen Raum ... der Berliner Hauptbahnhof muckt ja nun auch mit Macken auf.

    Vielleicht macht Herr Muggen, Mucken oder Macken das gar noch heute und Du bist einem riesigen Bauskandal auf die Schliche gekommen?

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  8. Ein wenig Aufklärung bringt die Seite:
    http://www.muggensturm.de/Geschichte/Geschichte-Seite1.htm
    und die Folgeseiten.
    Eine edgültige Erklärung allerdings auch nicht.

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  9. Hier die Erklärung für den Muggensturm: Als "Mugge" bezeichnet man als klassischer Musiker eine Auftrittsgelegenheit gegen Bezahlung wie Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigungen und andere lustige Ereignisse. (Übrigens soll das Wort wiederum entweder von *MU*sikalisches *G*elegenheits*GE*schäft bzw. von *MU*sik *G*egen *GE*ld hergeleitet sein.) Nach meinem Wegzug aus Hamburg ins schöne Karlsruhe rechnete ich also nach Entdecken des lustigen Ortsnamens quasi mit vollen Auftragsbüchern - hat sich aber noch nicht bestätigt.

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