23 April 2008

Ein Nachteil des Rauchverbots (der einzige)

Im Sam's am Großneumarkt, wo ich einsam und alleine zur Fußballübertragung von Premiere auflaufe, bin ich mal wieder der Einzige weit und breit, der zum Fußball Wein trinkt.

Der diesbezügliche Spott des bierdogmatischen Franken ist mir seit Jahren gewiss und wäre es auch heute Abend, doch er hat ebenso wie A. mein Begehr nach gemeinsamem Fußballgucken ignoriert, und die beiden fremden Herren am Nachbartisch scheinen meine Marotte tapfer zu tolerieren. Solange sie weiter Bier trinken und zum Rauchen rausgehen dürfen: bitte schön, kein Problem.

Irgendwann während der zweiten Halbzeit scheinen sie den Tisch endgültig zu verlassen, was mich zum entschlossenen Entern der deutlich näher am Plasmamonitor gelegenen Sitzgelegenheit animiert. Doch erneut waren sie nur zum Rauchen draußen.

Sie kommen zurück, und ich muss weitschweifig um Erlaubnis bitten, an ihrem angestammten Tisch sitzen bleiben zu dürfen. Es sind freundliche Herren, sie dulden die Bedrückung meiner Anwesenheit klaglos, ja sogar mit hanseatischer Würde, doch früher – vor dem Rauchverbot – war das alles anders und einfacher.

Wer damals seinen Tisch verließ, der war gegangen, definitiv, der kam nicht wieder, dort konnte man ungeschoren und undiskutierbar Platz nehmen. Jetzt aber ist alles ungewiss, im Schwange, jederzeit widerrufbar.

Das stört mich am Rauchverbot. Alles andere freilich freut mich. Darauf noch einen Wein, trotz des imaginären Spotts des Franken. Aber er ist ja nicht da, er hat meine Bitte ums gemeinsame Champions-League-Übertragungsgucken abschlägig beschieden.

Dafür verpasst er zu recht ein Ausgleichseigentor in der 95. Minute, und das gönne ich ihm, von Herzen.


4 Kommentare:

  1. Klingt alles sehr stadtneurotisch. Die Stimmung muss wohl so faszinierend gewesen sein, "wie bei den Nürnberger Prozessen", wie Allen einst treffend bemerkte.

    Bemerkenswert auch, dass weder Wein- und Biertrinker noch Nichtraucher "Geiseln nahmen". Und jetzt lasse ich Woody ín Ruhe ;-)

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  2. Welches Norddeutsche Bier verträgt denn der (Bier-)Franke? Das nähme mich jetzt mal wunder.

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  3. Es ist nicht immer einfach, neben Herrn Matt zu sitzen, wenn man im Pulk von bierschwitzenden Fußballfans beim Public Viewen sitzt (was bei uns ja durchaus öfter vorkommt). Ich kann es nachvollziehen, bei Jane Birkin einen Petit Rouge zu genießen, aber beim Fussi? Schön aber, daß der konsequent Weiswein trinkende Herr dabei so wunderprächtig tiefenentspannt ist mit seiner Marotte.

    Ich wünschte mir folgendes Szenario: Herr Kalle S., den Matt ja bereits mehrfach treffen durfte, klopft im Beisein mehrerer zwielichtiger Gestalten im Keller der Ritze seinem alten Journalistenfreund auf den Rücken, und schnaubt in die Menge: "Eine Runde für alle", woraufhin unser Blogger antwortet: "Vielen Dank, Herr S., aber ich glaube, ich bevorzuge einen Grauburgunder." Schade, daß man nicht alles haben kann.

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  4. joshuatree, das war alles sehr entspannt. Blanke Harmonie.

    Herr Brutalo, der Franke mag Flens. Er hat sich assimiliert.

    A., das kann durchaus passieren. Aber weil ich kein Dogmatiker bin (wie Sie sehr wohl wissen), tränke ich mit Kalle auch einen Sauren. Beim letzten Mal, das muss ich allerdings gestehen, stand ich mit einem Rotwein vor ihm.

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