10 November 2013

Der gescheiterte Rettungsversuch

Heute wollte ich einen bei Amazon entdeckten Digital/Analog-Wandler offline kaufen, um den Einzelhandel zu unterstützen – und vor allem, weil ich generell das, was ich gern hätte, augenblicklich haben möchte und nicht erst in drei Tagen. Die liebe Ungeduld, eine alte Schwäche.

Bei Amazon kostet das Ding 15,89 €. Ich druckte also Bild und Beschreibung aus, radelte zuversichtlich nach Altona zum Media Markt (der – ich weiß, ich weiß – die ganzen kleinen Läden auf dem Gewissen hat) und zeigte dort beides illustrationshalber vor. Dieses Modell, sagte man mir, sei gerade nicht vorrätig, aber dafür ein anderes. Der Preis betrage allerdings … räusper, hüstel … 69,99 €. 

„Bitte …?“, japste ich so erschrocken, als hätte man mir allen Ernstes erzählt, der Franke habe sich in den Veganismus verliebt. „Das ist 55 Euro teurer als online!“ Die Frage, die zudem unausgesprochen im Raum stand, lautete: Kann man Digitales derart viel besser in Analoges verwandeln, dass es einen Preisunterschied von zwei DVD-Rekordern rechtfertigt? Die standen nämlich stapelweise überall rum bei Media Markt, für schmale 25 Tacken das Stück.

„Sie schicken mich zu Amazon!“, warnte ich den Verkäufer. Der fühlte sich jedoch dadurch keinesfalls unter Rabattierungsdruck gesetzt, sondern sah seine Beratertätigkeit, was mich betraf, als beendet an und wandte sich der nächsten Kundin zu.

Meine Ankündigung war eh nicht ganz ernst gemeint, denn statt zu Amazon ging ich lieber rüber zu Conrad schräg gegenüber. Wieder zeigte ich den Ausdruck meines online entdeckten Digital/Analog-Wandlers vor. 

„Ja, den haben wir da“, sagte der Verkäufer mit bereits verdächtig kleinlautem Timbre, „aber für 41,95.“

„Wie bitte?“, keuchte ich, „26 Euro teurer? Allein für die Ersparnis kriege ich bei Media Markt ja einen kompletten DVD-Spieler!“ Der Mann zuckte mit den Schultern. „Sie schicken mich schnurstracks zu Amazon!“, rief ich mit nur halb gespielter Fassungslosigkeit nun schon zum zweiten Mal binnen einer Viertelstunde aus. 

„Ja, was soll ich sagen?“, sagte er, „kann ich verstehen.“

Und dann fuhr ich nach Hause, bestellte bei Amazon für 15,89 den Digital/Analog-Wandler, obwohl ich darauf nun rund drei Tage warten muss – und werde in diesem Leben den Einzelhandel wohl nicht mehr retten, sorry.

27 Kommentare:

  1. Solche Geschichten hört man täglich … Mir hat neulich sogar mein Fahrradhändler (den ich konsultiere wannimmer ich es mir leisten kann!) gesagt, dass ich das bei eBay ersteigerte Rad mit Nabendynamo falsch herum eingebaut habe (der Dynamo geht dann schnell kaputt). Fand ich so nett! Ich hab aber auch 1000x um Entschuldigung gebeten, aber es war eine Preisersparnis von etwa 100 € (50%) :o(( Konnte er verstehen.

    Was ich nicht verstehe: dass sich Bekannte von mir in Hamburg-St. Georg (!) BÜCHER bei Am*zon bestellen. Erst für die Rettung der Buchhandlung Wohlers auf die Straße gehen und dann so was …

    Da kann man es doch gut anders herum machen: Sich bei Am*zon beraten lassen und die Bücher dann beim local book "dealer" bestellen!

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    1. Wenn man noch Bücher kauft, sollte man es wahrscheinlich so handhaben. Ich hingegen gehöre ja inzwischen zu den reinen E-Book-Lesern …

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  2. Die Ungeduld bei Internetkäufen ist mir ebenfalls eigen. Trotzdem: Adapter, Kabel, Umwandler und ähnliches Zubehör bekommen Sie bei Amazon so gut wie immer zu einem Bruchteil des Einzelhandelpreises. Die lassen das ganze ja sogar unter eigenem Label herstellen ("AmazonBasics"). Wirklich nachvollziehbar finde ich die Preisunterschiede aber auch nicht...

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    1. Frühestens dann, wenn Sie die Groß-/Kleinschreibung beherrschen.

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    2. Vielleicht wollte Anonym 12:58 einen Kontrapunkt zu Ihren Labels setzen.

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  4. Ich musste leider auch dem local Dealer eine Absage erteilen:
    das ersehnte Fahrrad war im Internet für beachtliche 400,- weniger zu haben. Sorry, da konnte ich nicht anders...

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  5. Aufgrund mangelnder Information hier den Klugscheißer raushängen lassen und selbst zweimal darauf hingewiesen werden müssen, dass es überhaupt "vegan" und nicht "veganisch" heißt. Ist klar.

    "Go Vegan" bezeichnet eine Kampagne von PETA, die dazu aufruft, sich näher mit einem veganen Lebensstil zu beschäftigen. Ob diese Schreibweise jetzt sinnvoll ist oder nicht, darüber lässt sich bestimmt streiten. Ohne Zweifel jedoch ist sie genau so von PETA ins Leben gerufen worden. Und das ist nicht der Fehler von Anonym.

    PS: Dass der Beitrag von Anonym an sich nur so mittelmäßig passend zum Beitrag ist, meine ich wohl zu erkennen. Trotzdem geht mir dieses Oberlehrerhafte, nur weil jemand mal nicht so schreibt, wie Sie, Herr Wagner, es für richtig halten, schon lange auf den Sack. Immer wieder, wenn ich in diesem an sich sehr unterhaltsamen und wunderbar verfassten Blog stöbere.

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    1. Tja, das Oberlehrerhafte gehört nun mal wesenseigen zur hiesigen Blogpersona. Ob es Ihnen auf den Sack geht oder nicht: Das wird so bleiben.

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    2. Bei Amazon gibts bestimmt auch Säcke. Die haben ja alles.
      Auch Hundefutter, wie ich meinem großen Erstaunen feststellen musste.

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    3. Orr: "zu".
      Habe soeben bei Amazon ein "zu" gekauft, wird morgen geliefert! Bitte einfügen. Danke!

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    4. Also zu "Oberlehrer" und "zu" fällt mir einer ein:
      Hält ein Schwarzer-AMG-Fahrer am Straßenrand und fragt einen zufällig vorbeikommenden Türken: "Wo geht's hier bei Aldi?". Oberlehrert der Türke: "Zu Aldi." Sagt der andere: "Was, schon halb neun?".

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    5. Ein Klassiker. Den ich allerdings in anderen Varianten kenne – anderem Personal z. B. (Ossis!) und anderem Schlussatz („Was, Aldi schon zu?“).

      Anna, Ihr zu ist immer noch nicht eingetroffen. Ich hoffe, es wurde versichert verschickt.

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  6. Etwas enttäuschend. Erstens gibt es tatsächlich beträchtliche Unterschiede bei Digital/Analog-Wandlern. Knapp 16 Euro sind ein Witz dafür, vergiss das Ding. Warscheinlich ist schon das Netzteil ein Graus. Du kauftst sowas doch nur einmal für viele Jahre, da ist Geiz wenig verständlich. Und auch nicht Nachhaltig. Und DVD-Player für 25 Euro sind auch Wegwerf-Produkte. Für den Amazon-Preis muss irgendjemand für dich bezahlen auf der Welt, Obs der Einzelhandel ist oder irgendwo sonst in der Kette. Schick den Scheiss zurück und kauf dir was anständiges, was dann auch 20-30 Jahre hält. (Was du - nebenbei - bei einem DVD-Player für 25 Euro auch vergessen kannst) ... ((-:
    Oder bist du jetzt unter die Schwaben gegangen? Denkmal drüber nach bei deinem nächsten guten Wein.
    Alles Gute
    -Jan

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    1. Ich lese mir Ihre Beiträge gerne zu Ende durch, sobald Sie aufhören, mich unaufgefordert zu duzen. Bin gespannt, wann es so weit sein wird.

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    2. Was soll ich mit einem DVD-Player, der 30 Jahre hält? In 30 Jahren weiß nicht mal mehr jemand, was Blu Ray einmal war.

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    3. Wie wahr. Erinnert sich noch jemand an „externe Diskettenlaufwerke“?

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    4. Lieber Matthias, ich duze nur Menschen, die entweder bedeutend viel Älter sind als ich (da wird der Raum enger), oder die mir unsympathisch sind. Die sozialisation der frühren 70er Jahrgänge ist schuld.
      Immer entspannt bleiben
      Jan

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  7. Nunja, ganz im Ernst - ich mache es genauso. Das liegt einfach daran, daß ich es für ökonomisch nicht sehr sinnvoll halte, 26 Euro wegzuwerfen. Andererseits würde ich mal schätzen, daß es den meisten Läden nicht möglich sein kann, Dinge zu Amazon-Preisen zu verkaufen, da diese doch höhere Unkosten haben:

    Die durch Versandbetrug verursachten Kosten fallen im Vergleich zu den durch Ladendiebstahl verursachten deutlich geringer aus; diverse zentrale Lagerstätten sparen Geld gegenüber unzähligen Filialen in Deutschland; das Handelsvolumen, über das sich Rabatte herausschlagen lässt, ist bei Amazon auch gegenüber großen Ketten meist höher; durch zentrale Versandstellen lassen sich Arbeitskräfte optimaler (aus)nutzen, da man hier nicht auf einen gleichbleibenden Kundenstrom aus näherem Umfeld angewiesen ist, damit die Angestellten etwas zu tun haben; Amazon drangsaliert seine Mitarbeiter noch effektiver als man dies von Ketten wie Wal-Mart kennt; etc.

    Insgesamt würde ich mal schätzen, daß sich der Kauf von Dingen, die man nicht zeitnah braucht, zu einem Großteil sehr bald in's Internet verlagern wird und Supermärkte hauptsächlich noch Lebens- und Genußmittel sowie Kondome anbieten werden. Die jetzige Generation 60+ ist zwar desöfteren schwer zu Fuß, kennt sich aber im Neuland nicht so gut aus. Wenn unsere Generation endlich mal gebrechlich ist, wird der Internethandel einen neuen Aufschwung erfahren. Und dann geht's mit den Lebensmitteln unter Anderem auch um die Wurst.

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  8. Gute Analyse. „The times they are a-changin/you better start swimmin’/or you sink like a stone.“

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    1. Vor dem Hintergrund, daß sich gerade die Musikindustrie dieser Aussage mit der größtmöglichen Konsequenz verweigert hat, finde ich es wunderschön, daß Sie diese als Songtext zitieren!

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  9. Achso, @ Anonym 23:41: Das ist nicht der Punkt. Dieser ist, daß ein baugleiches Gerät offline hier nur mit einem Preisaufschlag von 164 % zu erwerben war.

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  10. Mit Prime funktioniert der Versand schneller. Meistens jedenfalls. Im Zweifel für einen Monat Prime testen. Zum Preisunterschied: Ich habe es aufgegeben, zu versuchen den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. Dinge, die nur etwas spezieller sind, müssen die oft selber bestellen. Das kann ich dann auch selbst. Und in Buchhandlungen - jedenfalls den kleinen hier bei uns - ist auch nur noch Mainstreamliteratur vorrätig. Ich muss da also hin um festzustellen, dass es das gewünschte Buch dort nicht gibt, es bestellen und darf es dann im Idealfall einen Tag später abholen. Dann lieber bestellen und nach Haus liefern lassen. Bei aller Sentimentalität: Das althergebrachte und bekannte Modell des Einzelhandels wird so nicht bestehen bleiben. Und auch nicht bestehen müssen.

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  11. Geht aber noch besser: HDMI Kabel (stinknormal) Mediamarkt: 25 Euro!
    Elektronikversender (reichelt) 1,85 Euro.

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  12. @ Sbee:
    Das ist dann aber nicht so gut ;-)
    Mit solchen Sachen verdienen Mediamarkt & Co. ihr Geld. Da geht der Fernseher günstig raus. Der Kunde ist dann heiß und will ihn zuhause direkt anschließen. Er BRAUCHT dann das HDMI-Kabel und MUSS dann das 5m lange Kabel für über 70 Ocken (!) kaufen. So hatte man es mit mir auch vor. Ich habe es aber beim günstigen Fernseher belassen und schnell das Kabel von Amazon aus der Serie Basics bestellt. Mit Prime :-)

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  13. Nehmt aber zur Kenntniss, das es auch kritische Menschen gibt, die sehen, was für einen Schaden Amazon und andere Versender anrichtet am Einzelhandel. Es wird sich doch auch immer beschwert über die zunehmende Gleichartigkeit der Innenstädte, der Wegfalls individueller Geschäfte, mangelnde Beratung etc. Das hängt ja zusammen. und ja: ich zahle nicht immer den niedrigst möglichen Preis. Und nein: ich bin kein Idiot deswegen.
    Ach ja, nebenbei bemerkt, ist der ausufernde Versandhandel auch eine zunehmende Umweltbelastung. Ich sehe ihn gern erhalten – und die Arbeitsplätze darin.

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  14. Das mit den drei Tagen ist so aber auch nicht mehr normal. Beispiel: am Freitag nachmittag drei Artikel von drei verschiedenen Händlern bestellt. Auch ohne Primemitgliedschaft war alles am Samstag bei mir.

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