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24 Oktober 2019

Die Badenixe

Gestern, an einem kühlen, aber sonnigen Herbsttag, saß ich mittags an der Alster und möfelte mein Pausenbrot, als plötzlich eine Dame von etwa 60 Jahren sich ihrer Kleider entledigte. Darunter trug sie einen dunklen Badeanzug. Sie betrat den Steg, und dann ging sie ein paar Runden schwimmen.

Im Anschluss lief sie – weiterhin im Badeanzug und tropfnass – zehn Minuten lang auf dem Holzsteg hin und her, ehe sie zur Bank neben meiner ging, wo ihre Sachen lagen, und sich abtrocknete.

Ein älteres Rentnerpaar trat herbei und sagte: „Das machen Sie nicht zum ersten Mal, nöch?“ Die Dame bestätigte das lächelnd. „Wie viel Grad hat denn das Wasser?“, lautete die nächste Frage. „Woher soll ich das denn wissen?“, blaffte die Dame stolzvergnügt zurück, ließ sich dann aber doch zu einer Schätzung herab: „Auf jeden Fall unter 15 Grad.“

Das Rentnerpaar trollte sich bewundernd. Und ich alter Kiezianer, der ich wollmützengeschützt an diesem kühlen, aber sonnigen Herbsttag mein Pausenbrot möfelte, fühlte mich plötzlich eins ganz und gar nicht mehr: hartgesotten.


06 Juli 2019

Die gemütlichsten Ecken von Hamburg (148)


Mittags im Eichenpark, wo ich mir nach dem Pausenbrot gewöhnlich die Füße vertrete, werde ich jedes Mal schamlos um milde Gaben gebeten. 

Wer hat den charmantesten Bettelblick: der Schwan, Ente eins oder Ente zwei (v. l.)? 

Der Vogel mit den meisten Stimmen erhält am Montag eine Brotkrume extra – sofern ich ihn wiederfinde.


29 Januar 2018

Einer hat überlebt


Auf Nichthamburger mag es befremdlich wirken, doch hier in der Stadt gibt es einen sogenannten Schwanenvater. Er hat wahrscheinlich einen der bundesweit seltensten Jobs, vielleicht sogar den einzigen seiner Art; sofern in Ihrer Kommune etwas derlei Sozialversicherungspflichtiges zu beobachten ist, belehren Sie mich bitte eines Besseren. 

Dieser Mann jedenfalls (es ist immer ein Mann, so weit ich weiß) hat die Aufgabe, sich um das Wohl und Wehe der Alsterschwäne zu kümmern, dem ältesten Wahrzeichen Hamburgs. Zur vordringlichsten Aufgabe des Schwanenvaters und seiner Helfershelfer gehört es, die Vögel im Herbst in ihr Winterquartier zu bringen. Bei dieser Unterkunft handelt es sich um den Eppendorfer Mühlenteich, der angeblich eigens per Umwälzpumpe beheizt wird, um es den Schwänen kommod und eisfrei zu machen und sie nicht den Drang spüren, sich des Winters aus der Hansestadt zu absentieren. Michel und Elphi bleiben ja auch ganzjährig hier.  

Diese Umbettung des Cygnuskomplettbestands schien auch zu Beginn dieser Saison gut vonstatten gegangen zu sein, denn die Alsterschwäne waren von einem Tag auf den anderen verschwunden. Ich kann das gut beurteilen, weil ich fast täglich meine Mittagspause kauend und sinnierend am Ufer der Außenalster verbringe, auch im Winter. 

Die verbliebenen Vögel – Rallen, Enten, Möwen – bejubeln jedesmal begeistert die Umquartierung, da sie plötzlich nicht mehr von diesen langhalsigen Riesen bedrängt werden, deren Fauchen, wie ich bezeugen kann, sogar schon manchen vorwitzigen Haushund das Fürchten lehrte. Und sogar mir, wie ich gestehen muss, weshalb ich es tunlichst vermeide, den traditionell übellaunigen Schwänen das Gefühl zu vermitteln, ich machte mir nichts aus sozialer Distanz. 

Die Schwäne sind dank des Schwanenvaters also schon seit längerem nicht mehr an der Alster, sondern bis zum Frühjahr auf dem Mühlenteich daheim. Doch vorvergangene Woche sah ich plötzlich einen kapitalen Burschen im Tiefflug zur Landung ansetzen, und als Bremsschwall und Gischt die Sicht nicht mehr verdecken, sah ich: Es war ein Schwan. Ein einziger (Foto).

Seither ist der Großvogel an der Außenalster quasi der Hecht im Karpfenteich. Nirgends ein aus demselben Holz geschnitzter Konkurrent, sein Regime über die winterliche Alstervogelwelt ist unumschränkt und von keiner Widerstandsgruppe gefährdet. Täglich tummelt er sich in der Nähe der Krugkoppelbrücke, vergrämt lustvoll Blässhühner, schwimmt mal hierhin und mal dorthin, faucht Hunde an, kurz: Er liefert passables Entertainment für kauende und sinnierende Mittagspausenverbringer.

Fragt sich nur, was der Schwanenvater und seine Helfershelfer zu diesem Renegaten sagen. Werden sie noch einmal aktiv? Erlösen sie die Rallen, Enten und Möwen von ihrer Nemesis? Und warum hat die Mopo noch nicht berichtet?

Ich bleibe dran. Jeden Mittag.

14 Dezember 2017

Zu kurz gedacht


Natürlich wäre eine Welt anstrebens- und empfehlenswert, in der keine Polizisten mehr nötig wären. 

Aber jetzt mal angenommen, der auf der linken Bank geäußerte Wunsch ginge früher in Erfüllung als der auf der rechten: An wen könnte man sich dann wenden, wenn einen Nazis dabei erwischt hätten, wie man „No Nazis“ auf eine Bank sprühte, und das täten, was Nazis, die sich ungeliebt fühlen, gemein tun?

So weit hat der Spraydosenmissbraucher im Alsterpark mal wieder nicht gedacht. Und deshalb soll er das bitte wieder wegmachen. 

Zumindest links das.

21 September 2017

Fundstücke (220)


Nein, nicht immer ist es idyllisch an der Alster. Welcher heimische Wasservogel hat eigentlich derart furchterregende Krallen?

Entdeckt an einem Steg am Alsterparkufer.

07 August 2017

Männer sind seltsam

Vor einigen Wochen sah ich in der Umkleidekabine meines Fitnessclubs einen Mann, der sich vorm Spiegel minutenlang dabei beobachtete, wie er sich versonnen das Schamhaar fönte. 

Heute stand dort einer (womöglich derselbe) in Unterhose, der mit Hilfe desselben Spiegels ein Ganzkörperselfie herstellte. 

Sind Männer seltsam? Ja, das sind sie. Dafür gibt es auch außerhalb meines Fitnessstudios Beispiele sonder Zahl; ja, dafür muss ich nicht mal den Blick über das Bestiarium der Seltsamkeiten, St. Pauli, schweifen lassen.

Vergangene Woche während meiner Mittagspause, die ich stets auf einer Bank an der Außenalster mit dem Verzehr von Käsebroten und Tomaten verbringe – was einige von Ihnen sicherlich ebenfalls recht seltsam finden dürften –, beobachtete ich einen Alsterdampfer auf Rundfahrt. 

Die Karten für dieses Vergnügen sind nicht ganz billig; gleichwohl stand an der Reling ein Mann mit gesenktem Kopf, der die ganze Zeit, während er sich samt Dampfer in meinem Sichtfeld befand, auf sein Smartphone starrte und nicht ein einziges Mal auf den Liebreiz der Alsterumgebung. 

Das hätte er, mit Verlaub, auch zu Hause auf dem Klo haben können. Sogar kostenlos.

Auf einer der besagten Alsterbänke, die mir allmittäglich einen Sitzplatz zur Verfügung stellen, ist übrigens bereits seit dem vergangenen Jahr ein Meinungsstreit konserviert. Das Liebesherz von Max und Johann wurde um die Forderung „LEGALIZE GAY!“ ergänzt (wobei das Gaysein gar nicht verboten ist, aber darum geht es jetzt nicht), was jemand, der zufällig einen schwarzen Filzstift dabeihatte, zu der Reaktion „Scheiß Homos!“ bewog.

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um einen Mann. Einen sehr seltsamen.

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20 Juni 2017

Die gemütlichsten Ecken von Hamburg (118)






Während im Rest der Welt der Hype um die fotoverfremdende Prisma-App längst wieder abgeflaut ist, nutze ich sie weiter täglich – immer in der Mittagspause, die ich auf einer Bank an der Außenalster verbringe, im Angesicht von Wolken, Himmel, Seglern, Dampfschiffen und Picknickern.

Quod erat demonstrandum.




03 Juni 2017

Die gemütlichsten Ecken von Hamburg (117)


Manch ein Segler auf der Außenalster achtet nicht nur aufs akkurate Navigieren, sondern auch darauf, dass sein Tuch farblich mit Teilen der Uferbotanik harmoniert. 

Lobenswert.


13 Mai 2017

Die gemütlichsten Ecken von Hamburg (115)



Außenalsterimpressionen, gesehen durch die Prisma-Brille.

Nachschub gibt es (fast) täglich auf meinem Twitter-Account unter dem Hashtag #mittagspause, denn genau dann entstehen diese Bilder.


10 Mai 2017

Die gemütlichsten Ecken von Hamburg (114)


… quoth the raven: „Nevermore!“

Entdeckt im Alsterpark, und jetzt ist aber auch mal Zeit für Frühling.