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02 April 2019

Dort, wo einst John Lennon stand


Der virtuose New Yorker Photoshopzauberer Robert Egan sucht seit vielen Jahren die Aufnahmeorte berühmter Filmszenen, Fotos und Albumcovers auf, um auf seiner Webseite zu zeigen, wie es heute dort aussieht. Dabei verschmilzt er auf kunstvolle Weise das Originalmotiv mit dem Hier und Jetzt. Die Zeit und Raum und Abrissbirnen transzendierenden Rekonstruktionen Egans sind von derart liebevoller Akribie, dass man sich glatt langlegt vor Respekt. 

Wer begreifen will, mit wie viel Energie und detektivischem Aufwand Bob vorgeht, schaue sich nur mal seine Spurensuche zum Coverfoto von Bob Dylans Album „Blonde on Blonde“ an. Zweifellos: Der Mann ist ein – ach was: der – Forensiker der Popgeschichte! Inzwischen hat er sogar einen eigenen Reiseführer herausgebracht, der Nostalgiker und Aurasucher auf den Spuren seiner Recherchen kreuz und quer durch New York schickt.

Kurz: Ich liebe Bobs Arbeit und Webseite. Vor einiger Zeit kam ich mit ihm ins (Mail-)Gespräch über Jürgen Vollmers berühmtes Beatles-Foto von 1961, das es 1975 aufs Cover des John-Lennon-Soloalbums „Rock’n’Roll“ geschafft hatte. Der Aufnahmeort in der Jägerpassage, ein Hofeingang der Wohlwillstraße auf St. Pauli, ist seither ein von Touristen aus aller Welt gern frequentierter Kultort. (Die Hausbewohner sehen das verständlicherweise ein wenig anders, wie ich bereits am eigenen Leib erfahren durfte.)  

Bob Egan jedenfalls war a) erpicht darauf, auch dieses Foto zur Basis eines seiner Projekte zu machen, aber b) nun mal in New York statt auf St. Pauli. Deshalb Auftritt Matt: Er bat mich, Panoramafotos der Jägerpassage anzufertigen, was mich erneut dazu brachte, herzklopfend den torgeschützten Hinterhof zu betreten. Und dann fragte er auch noch nach einem Video*, um die Umgebung näher kennenzulernen. Wie gesagt: Der Mann ist akribisch.

All diese Aufgaben übernahm ich klaglos und bewältigte sie zudem zu seiner Zufriedenheit – und seit gestern ist nun Bob Egans neustes Werk fertig: die Vorher-Nachher-, Gestern-und-heute-Rekonstruktion eines der berühmtesten Fotos der Popgeschichte, with a little help from his friend Matt. Samt Video.

Wie es übrigens vor einigen Jahren zu meiner hellsten Freude dazu kam, dass der Fotograf dieses ikonischen Beatles-Bildes mir einen Abzug desselben ebenso signierte wie meine nachgestellte Kopie, das steht alles hier.

*Das Video wirkt übrigens deshalb ein wenig holprig in puncto Kameraführung, weil ich mich an jenem Tag mit einem Muskelfaserriss durch die Wohlwillstraße schleppte. So viel zu meinem Einsatz für die Kunst.




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11 August 2013

Die bisher beste Beatles-Woche

Vor einigen Tagen lud mich das East-Hotel zur Vernissage des legendären Künstlerfotografen Jürgen Vollmer ein. Eins seiner berühmtesten Bilder zeigt den jungen John Lennon, wie er in der Jägerpassage in einem Hauseingang steht und arrogant guckt.

Dieses Foto machte Lennon Mitte der 70er zum Cover seines Albums „Rock’n’Roll“, und 30 Jahre später stellte ich es mit Ms. Columbos Hilfe am Originalschauplatz nach – wir berichteten


Als ich nun zur Vollmer-Vernissage ins East aufbrechen wollte, dachte ich mir: Warum druckst du das Foto mit dir als Lennon nicht aus, steckst es in eine Mappe, nimmst es mit, schnappst dir Vollmer in einem günstigen Moment und lässt es dir signieren?

Schnapsideen muss man sofort umsetzen oder sie ganz lassen, und zwar für immerdar, also druckte ich es aus, steckte es in eine Mappe, ging damit ins East und wartete auf den günstigen Vollmer-Moment, um es mir signieren zu lassen.

Er kam auch. Vollmer, dessen 1961er-Pilzkopfschnitt die Beatles so umwerfend fanden, dass sie ihn baten, in diesem Sinne an ihnen herumzuschnippeln – der Rest ist Geschichte –, Vollmer also saß mit Klaus Voormann (der das „Revolver“-Cover designt hatte) bei einem Glas Vernissagesekt zusammen, als ich lautlos herantrat und um ein Autogramm bat.

Er war gleich dazu bereit, und ich gab ihm einen Stift. Dann schlug ich – ein wohlgesetzter dramaturgischer Moment – die Mappe mit dem Foto auf.

„Das ist aber nicht von mir!“, rief Vollmer sogleich überrascht aus und schien zu meinem aufkeimenden Entsetzen alle Anstalten zu machen, die Unterzeichnung zu verweigern.

Ich beschwichtigte ihn dergestalt, dass ja die Motividee von ihm stamme und als solche natürlich signierenswert sei, auch wenn die pophistorische Lichtgestalt Lennon durch einen unwürdigen Blogger blablabla …

Beruhigt und beherzt setzte der Meisterfotograf (74) daraufhin den Kugelschreiber an und unterzeichnete. Zu Hause steckte ich die Devotionalie sofort in einen Echtholzrahmen und ging zwei Tage später zum Konzert von Lennons Witwe Yoko Ono, was die Woche aufs Allersinnigste abrundete.

Die Ausstellung läuft übrigens noch bis zum 5. September, Eintritt frei.


PS: Das Originalmotiv links hat Vollmer mir natürlich nicht signiert. Das ist Photoshop, haha! Leider steht dieses Foto bei der Ausstellung auch nicht zum Verkauf, da Vollmer es schon vor einiger Zeit an Yoko Ono veräußert hat. Angebote für den Erwerb meines Fotos mit der Originalsignatur nehmen ich und Sotheby’s indes ab sofort entgegen. (Spaaaaß!)





 

21 April 2012

Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (69)



Früher war das Café Möller an der Reeperbahn ein typischer Kaffeekränzchenladen, den man so auch in Olpe, Soest und Sigmaringen hätte antreffen können, und im Grunde ist er das auch heute noch.

Seit aber der Platz, an dem es liegt, in Beatles-Platz umgetauft wurde, tragen die kulinarischen Angebote Namen wie „Yellow Submarine“, und ein supersüßer Plastikfisch, in den Sie sich nach Betrachten des neunsekündigen Videos unsterblich verlieben werden, belüftet das Aquarium. (Vielleicht war er damals, vor dieser Sache mit dem Beatles-Platz, auch schon dergestalt aktiv, aber ich kann mich nicht erinnern.)

Diese Entwicklung jedenfalls hat nichts daran geändert, dass es keinen unhipperen Laden auf dem ganzen Kiez gibt als das Café Möller, und wäre das anders, dann würde ich auch nicht mehr hingehen. Es sei denn, die voluminösen, innen saftigen und außen knusprigen Mandelhörnchen hätten weiterhin dieses unglaubliche Niveau.

Verdammt, jetzt habe ich mir mit einem eigenen Blogeintrag den Mund wässrig gemacht. Die Konsequenz dürfte klar sein.