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10 November 2006

Lyssa leidet – auch unter unpassenden Mails

Warum lese ich Stoffel eigentlich nie den aktuellsten Eintrag auf Lyssas Blog, bevor ich ihr eine Mail schicke?

Im Sommer schrieb ich ihr aus irgendeinem Anlass etwas Humoriges, ging danach auf ihr Blog – und erfuhr, dass sie beinah in einem abgestürzten Flugzeug gesessen hätte.

Und heute morgen schickte ich ihr eine süffisante Glückwunschmail, weil Harald Schmidt sie gestern in seiner Sendung erwähnt hat (mit dem berüchtigten Spitznamen „Peitschen-Borchert“ …) – und erfahre danach in Lyssas Lounge vom Tod ihres Hundes.

Eine kleinlaute Betroffenheitsmail hinterherzuschicken, unterstreicht natürlich nur das Versäumnis, ist aber (schon wieder) das Mindeste, was ich tun kann.

Zumal sie ernstgemeint ist.

06 Juli 2006

Fundstücke des Tages (21)

1. Die Tageszeitung Die Welt brachte gestern einen Artikel über Hamburger Blogger, und der Autor stieß irgendwie auch auf mich, obwohl er mit Lyssa oder Eric Hegmann bestimmt mehr hätte reüssieren können. Was soll's: So kamen Rasmus vom brillanten, aber leider brachliegenden Blog Abgrund Hamburg, Erik von der Ringfahndung und ich nicht umhin, einige Marginalien beizusteuern. Wen's interessiert: Der Text steht hier online und wird hier archiviert.

2. Jemand, den ich kenne, nimmt gerade den Familiennamen seiner Frau an, weil beide keinen geeigneten Namen für ihr noch zu gebärendes Kind finden, der mit dem tütensuppenhaften „Knorr“ harmoniert. Eine rührende Geste. Aber soooo einfach wird das mit „Autzen“ auch nicht.

3. „Alle Mannschaften ziehen sich zurück, alles ist taktisch und studiert, nicht vibrierend. Deutschland ist die Ausnahme. Ich wünschte mir, Brasilien würde spielen wie Deutschland." Das ist zweifellos der schönste Satz, den ich seit Jahrzehnten über den deutschen Fußball gehört habe. Gesagt hat ihn Tostão, eine der brasilianischen WM-Legenden von 1970, einer aus der Pelé-Mannschaft also. Bin sprachlos. Nein, ein Wort fällt mir doch ein: Klinsmann.


4. Der Wolkenbruch heute nachmittag versuchte das alte Fabrikgebäude, in dem unsere Redaktion untergebracht ist, in die Elbe zu spülen. Es blieb allerdings bei pittoresken Tropfenmustern auf den Fensterscheiben. Aber kühler ist es nicht geworden, nur feuchter.

5. Der große Soul- und Bluessänger Van Morrison erwähnt in einem seiner Songs erstaunlicherweise die Reeperbahn, und zwar im Stück „Heavy connection“ vom Album „A period of transition“. Die Platte erschien 1977. Ungefähr so lange kenne ich sie auch schon, aber jetzt erst stoße ich auf diese kleine Skurrilität. Blamabel.


Ex cathedra: Die Top 3 der Songs von Van Morrison
1. „Sweet thing"
2. „Summertime in England"
3. „He ain't give you none"


Alle bisherigen Fundstücke des Tages:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14,
15, 16, 17, 18, 19, 20, Oh, my Google!

01 Juli 2006

Debil vor Glück

Zu viert wollen wir die Nervenprobe des Viertelfinales im abgedunkelten Raum bestehen. Da klingelt es, und ein Großteil der Berliner WM-Blogger-WG bevölkert urplötzlich das Wohnzimmer – Stimmung!

Die armen Tröpfe brauchen dringend Asyl. Sie waren fürs Spiel Italien-Ukraine angereist und hatten versucht, die erste Halbzeit der Deutschland-Partie optisch irgendwo auf der Reeperbahn zu erhaschen, waren aber weitgehend gescheitert. Also hatte Sherpa Lyssa sie kurzerhand und klugerweise hierher verschleppt.

Nach dem gloriosen Elfmeterschießen bin ich endlich, endlich mal dabei und sogar aktiv beteiligt, als sich die legendären wildfremden Menschen um alle verfügbaren Hälse fallen; pikanterweise gehören auch ein Holländer (der Videoblogger Erik) und der Engländer Ben dazu. Man muss aber wirklich schon sehr genau hinschauen, um in beider Lächeln den Anschein von Säuerlichkeit zu erkennen. Und vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.

Hinterher brechen die Berliner und ich zum zweiten Viertelfinalspiel in die Hamburger Arena auf, und ich muss sagen: Im wohligen Gefühl des deutschen Sieges durchs Busfenster eine Abendsonnendusche zu nehmen und sich selig zum Stadion schaukeln zu lassen, gehört schon jetzt zu den schönsten Gefühlserinnerungen des Jahres.

Über der zweiten Partie scheint durch die dramatischen Ereignisse zuvor ein mattschimmernder Seidenglanz zu liegen, und ich genieße selbst Fehlpässe von Timostschuk mit dem Grinsen eines Debilen. So zumindest müssen die mich seltsamerweise homogen umgebenden Koreaner meine Mimik deuten.

Jener Holländer übrigens, der bei Ebay noch bis zum 7. Juli Karten für das Spiel von heute Abend verticken will (Stückpreis: 1000 Euro), sollte sich vielleicht nach einer anderen Karriere umschauen. Zum Schwarzhändler fehlt ihm das Talent.

07 Mai 2006

Bloggerlesung im Narrengarten

Während sich MILLIONEN unten an den Landungsbrücken beim 817. Hafengeburtstag die Kante geben, tun es rund 100 im proppevollen Fools Garden bei der Bloggerlesung. Das Gros der Promille erarbeitet man sich hier aber erst nach der Prosa, soviel Anstand muss sein. In nur fünf Minuten radle ich von der Rückseite der Reeperbahn dorthin: ein Entgegenkommen bei der Auswahl des Veranstaltungsortes, das ich spaßeshalber kurzzeitig auf mich münze.

Versammelt ist die Crème de la Crème der Szene. Es lesen Burnster (über einen großen Affen aus der Sicht einer kleinen Frau), MC Winkel (über Schwanzvergleiche auf dem Herrenklo), Kid37 (über das Schwimmengehen mit phallischen Baguettes), Don Dahlmann (über Lachanfälle beim Tantrakurs), die Schwadroneuse (über die komplexe Verbindung zwischen Hundehaufen und Flirtchancen), Lu (über … hm, weiß nicht mehr, waren aber mehrere klasse Kurztexte), Lyssa (über das Schicksal, beim Ballett wegen eines „soliden“ Körperbaus immer als Herrenersatz herhalten zu müssen), Herr Paulsen (über das versehentliche Verlieren der späteren Verlobten während einer Überfahrt nach Sylt), Merlix (über etwas … ganz großartig Witziges, das mir aber gerade beim Niederschreibenwollen gedanklich entflutscht) und weitere, die mir just nicht mehr einfallen.

Im Publikum sichtet man weitere Blogger, darunter ix und mspro, und das Ganze wird zu einem höchst kurzweiligen Dreistundenabend, der eins klar beweist: Blogs sind eine wunderbare Kreativmaschine, in denen es so witzig wie tabulos zugeht, so tragikomisch wie rabenschwarz – und die einzige Dame, die garantiert kein Visum kriegt fürs wilde, weite, schillernde Blogsurdistan, ist Frau Langeweile.

Das alles hat – zum Glück – noch immer viel von fröhlich legerem Untergrund, was man auch an kleinen Vorfällen am Rande merkt. Auf meinen Fünfzigeuroschein kann man an der Kasse nicht herausgeben (die lachhaften drei Euro Eintritt definieren übrigens – wie sich später herausstellen wird – ein Kosten/Nutzen-Verhältnis, für das jeder Großfirmensanierer töten würde); trotzdem kriege ich nach meiner treuherzig-pathetisch vorgebrachten Versicherung „Ich zahle später, ihr könnte mir vertrauen!“ den Einlassstempel auf den Daumenballen gedrückt.


Als ehrliche Haut marschiere ich sofort zum Tresen, um zum einen den Bierpegel auf bloglesungskompatibles Niveau zu hieven und zugleich meinen Fünfziger in handliche Teilmengen zu zerlegen, damit ich rasch meine Schulden am Einlass begleichen kann. Eine Minute später habe ich zusätzlich Schulden an der Bar, weil man auch dort vor der Gewaltigkeit des Fuffis kapitulieren muss – gleichwohl aber bereit ist, mir ein Flens auf Pump auszuhändigen.

Ich und mein unkaputtbarer Fünfziger müssen uns also im Lauf des Abends nicht nur auf die Lesung konzentrieren, sondern auch darauf, die anwachsende Zahl der Gläubiger zeitnah zu bedienen. Beides klappt.


Auf dem Rückweg muss ich feststellen, dass die Brandung der MILLIONEN Besucher des Hafengeburtstags inzwischen hochgeschwappt ist bis in Reeperbahnrückseitennähe. Autos stauen sich, sie hupen wütend, ihre Fenster sind offen, und aus einem, das vollbesetzt ist mit türkischen Teenagertestosteronbomben, kreischt mir beim Vorüberfahren ein Gesicht scatartige Lautfolgen vors Rad, als wollte es meine Reifen zum Platzen bringen. Seine Augen sind weitaufgerissen unterm Druck der pulsierenden Energie verbotener Substanzen, und sie leuchten, als unterzöge sich der junge Mann gerade einer Elektroschocktherapie.

Der ganze Kiez: ein einziger Fools Garden.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Lesebezug
1. „A day in a life“ von The Beatles
2. „Summertime in England“ von Van Morrison
3. „Book artists and poets“ von Steve Miller


31 März 2006

Tannenzapfenzupfen (2)

(Foto via FHS Holztechnik)

Nach der erfreulichen Resonanz (Lyssa: „Gimme more!“) auf Beispiele gruseliger Promoprosa, die hier unlängst unterm Titel „Tannenzapfenzupfen“ zu lesen waren, folgt nun ein weiterer Teil.

Somit ist eine kleine Serie eröffnet; nennen wir sie einfach hinfort immer „Tannenzapfenzupfen“. So wissen Eingeweihte gleich, um was es geht. Und Novizen werden zwar die Rubrizierung nicht verstehen, sich aber doch amüsieren – sofern sie ihr täglich Brot nicht als Promoprosaverbrecher verdienen.

Wie stets gilt: Alles Blaugefärbte wurde Pressetexten zu neuen CDs entnommen; die Zitate sind komplett naturbelassen und unbehauen, stilistisch wie orthografisch. Alles andere wäre ja auch unfair gegenüber den Urhebern …

Denglisch
1. Von Burning Heart über Bad Taste über Universal bis hin zu Playground (die sie letztendlich gesignt hatten) geht das Interesse, aber auch in Künstlerkreisen sind alle angetan und pushen, supporten und featuren.

2. Chris Corner steht für persönliche face2face in Berlin und auf Tour, Phoner und mail-Interviews zur Verfügung. Genaue Interviewtage geben wir noch asap bekannt.

3. Joe Young lädt jeden 1000. Käufer nach New York ein, auf einem Beat von den "Drama Monks", die auch die Single "I Don´t Wanna Go Back" produziert haben, oder auf einen Beat von "Gambit Ent.", seine Parts zu kicken! Joe Young dazu: "Ich will mit den Leuten, die meine Alben kaufen teilen. Ich plane die Tracks, die wir in New York recorden zu Charity Zwecken zu releasen!"

Metaphern, schiefergelegt
Ein kalter Blitz schießt über den Himmel wie eine Hure, die Crack ausatmet und der vom Tod gemünzte Flügelmann gleitet von einer zur anderen Hütte und seine Mitternachtsbotschaft schmeckt nach ansteckenden Küssen.

Ex cathedra: Die Top 3 der ekligsten Bandnamen

1. Throbbing Gristle (= pulsierender Knorpel)
2. Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs
3. Kind Im Magen


01 März 2006

Die Bloggertour

Monatelang war ich nicht sonderlich erpicht darauf, andere Blogger kennenzulernen. Doch die Neugier auf diese seltsame Spezies stieg stetig, und nun hat sie gesiegt. Innerhalb von sieben Tagen traf ich mich mit vieren von ihnen. Ich gestattete – etwas bang, aber auch mit einem Kribbeln im Bauch – dem Virtuellen den Zugang zum Realen.

Zunächst traf ich Lyssa, die auf wundersame Weise das Feminine mit dem Taffen verbindet und Höflichkeit mit warmherzigem Spott. Dann German Psycho und Pat Bateman, zwei schnelldenkende Businessleute, die sich die Bälle schneller zuspielen als Becker und Lendl zu ihren besten Zeiten.

Und schließlich Opa Edi, einen freundlichen, begeisterungsfähigen, gegenüber einem fremden Besucher rührend herzlichen Ex-Seefahrer, der auf seiner 14 Stockwerke hohen Kommandobrücke die Piratenflagge gehisst hat und auf St. Pauli herabschaut wie die Philantropie in Person.

Alles Menschen, die ich nie kennengelernt hätte, wenn ich nicht im letzten September aus einer Schnapsidee heraus dieses Blog gestartet hätte. Und das wäre sehr, sehr schade gewesen. Jetzt erwäge ich sogar den Besuch bei einem Bloggertreffen.


Ex cathedra: Die Top 3 der heimeligsten Chillouttracks
1. „Searching“ von Pieter Nooten & Michael Brook
2. „Kisses“ von Bent
3. „Calmed“ von Brian Eno

19 Februar 2006

Der geschädigte Mittelstand

Zu meiner insgeheimen Erleichterung erschien Lyssa zu unserem Treffen im Absurd mit völlig heilen Knochen, obwohl sie vorher in Planten und Blomen unter abenteuerlichen Umständen Eislaufen war. Mir wäre ein unbeschadetes Davonkommen keinesfalls gelungen.

In den folgenden Stunden verplauderten wir uns ziemlich, und zwar zuungunsten des sanktpaulianischen Mittelstandes: Sowohl Käse-Renate als auch Gemüse-Thorsten, die ich und mein Hackenporsche eigentlich aufsuchen wollten, hatten nämlich bereits geschlossen.

Lyssa erbot sich honorigerweise, gegenüber Ms. Columbo die komplette Schuld an meiner käse- und gemüselosen Heimkehr auf sich zu nehmen, doch ich lehnte entrüstet ab und befriedete stattdessen die Situation präventiv und problemlos mit einem Grillhähnchen von Freddy. Jetzt, zwei Tage nach dem Mahl, zeigen wir noch immer keinerlei Grippesymptome.

Heute reiche ich ein überfälliges Foto des letztwöchigen Konzerts von TempEau im Knust nach – einfach, weil noch nicht ausreichend gewürdigt wurde, wie diese kleine große Band die ehrenvolle Schlappe bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontest (Platz 12) weggesteckt hat.


Statt danach in Sack und Asche zu gehen, ließen sich Jan Plewka (Hut) und Marek Harloff (Hände) von sechs Sargträgern auf einer Holzpalette durchs Knust schaukeln und taten so ironisch glorios, als seien sie die Könige der Welt. Ein schöner Tag.

Der am 16. 2. ausgelobte Privatsampler ging jetzt doch noch weg, und zwar an Opa Edi. Lösung war weder St. Pauli Theater, noch Altonaer Rathaus, sondern: Tivoli.

Ex cathedra: Die Top 3 der Songs, die ich auf Opa Edis Sampler packen werde
1. „Valley of the morning sun“ von Kendra Smith
2. „Exodus damage“ von John Vanderslice
3. „Losing my religion“ von Makrosoft

15 Februar 2006

Matt, der Missionar

„Hometaping is killing music“ stand früher immer auf Platteninnenhüllen. Wäre das wahr, hätte ich mindestens die halbe Popgeschichte auf dem Gewissen. Denn ich kompiliere manisch private Sampler, und das schon ungefähr so lange ich Ohren habe.

Trotzdem fühle ich mich nicht als Serienkiller, wie oben zitierter Spruch mir weismachen will, sondern eher als Missionar. Meine Sampler, soviel glaube ich behaupten zu dürfen, generierten mehr Plattenkäufe als sie verhinderten. Sehr viel mehr.

„Hometaping is saving music“, sage ich daher gut fundiert, und ich würde mich auf den Küchentisch des Phonoverbandschefs stellen und diese These verteidigen. Warum ich das alles erzähle? Weil mich das lesenswerte Webmagazin mindestens haltbar um einen Beitrag zum Thema „Verspielt“ bat, was mir ausgesprochen schmeichelte; aber natürlich fiel mir Einbahnstraßendenker nix anderes ein, als über meine reichlich infantile Kompiliererei zu schreiben.

Der Text ist jetzt online, er heißt „Tape as tape can“ und würde, wie ich gestehen muss, ebensogut zu den Themenkomplexen „Süchtig“, „Bescheuert“, „Zeitverschwendung“, „Nutzlose Hingabe“ oder „Leidenschaftliche Liebe“ passen.

Wie auch immer: Ich wäre beglückt, wenn ihr dort einmal vorbeischauen würdet. Kommmentare, hier wie dort, sind natürlich willkommen. Übrigens gehört auch, wie jeden Monat, die wunderbare Lyssa zu den Autorinnen der aktuellen Ausgabe – das Killerargument fürs sofortige Vorbeisurfen.


3 (wahrscheinliche) Songs von meinen allerallerersten Sampler von ca. 1972
1. „Jeepster“ von T. Rex
2. „Annabell ach Annabell“ von Reinhard Mey
3. „Am Tag, als Conny Kramer starb“ von Juliane Werding

21 Januar 2006

Der Tag der Pannen

Zu meinem großen Bedauern scheiterte das für heute Nachmittag geplante Kaffeekränzchen mit Lyssa in letzter Minute – und zwar an einem Jack-Russell-Terrier. Die blutigen Details gibt es möglicherweise bald in ihrem Blog. Behaltet ihn im Auge. Nicht nur deswegen.

Heute war eh ein Tag der Pannen. Auf dem Weg zu Edeka muss ich geschlafwandelt haben, denn ich fand mich plötzlich in unserer Stammbäckerei wieder, wo man überrascht auf meinen Besuch reagierte. Normalerweise tauche ich dort nämlich erst sonntags auf. Auch ich war verdattert, überspielte die Situation aber, wie ich finde, probat: mit dem Kauf von vier Brötchen. Das waren zwar zu viele, denn von gestern war noch eins übrig. Aber manche Notlagen lassen sich eben nicht bis ins letzte Detail meistern. Ich fand mich im Rückblick zufriedenstellend.

Auch im Käseladen geschah Ungewöhnliches. Ich sah mich nämlich gezwungen, Renate ein unbefristetes Hartkäsemoratorium anzukündigen, weil die aus Little Italy (vulgo Wolfsburg)
eingetroffenen Vorräte mindestens bis Ostern 2007 reichen werden.

Wenige Meter weiter beim Gemüse- und Obsthändler Thorsten gab es zum wiederholten Male keine Kräutersaitlinge, eine Pilzart, die wir sehr schätzen gelernt haben. Thorsten versicherte glaubhaft, auf dem Großmarkt durchaus meiner Vorlieben gedacht, indes keine adäquaten Saitlinge gesichtet zu haben, sondern nur unansehnliche. Und wenn er das schon fände, dann ja wohl auch ich, als Kunde.

Bei Thorsten nämlich bin ich, der Kunde, wirklich König, selbst wenn meine Residenz manchmal was von einem Luftschloss hat. Thorsten ist ein hinterm Tresen ergrauter, irgendwie öko wirkender Höflichkeitsfetischist alter Schule. Sein stets während der Wechselgeldübergabe
mit einer kleinen Verbeugung vorgebrachtes „Freut mich, dass Sie da waren“ und „Beehren Sie mich wieder“ verliert mit der Zeit allerdings ein wenig an Charme.

Dennoch spielen seine geduldig schlangestehenden Kunden das Spielchen amüsiert mit; immerhin ist seine Ware spitze. Und innerlich schmunzelnd genießen wir Thorstens kleine Inszenierungen. So holt er nicht etwa einfach die zwei gewünschten Raukebündel aus der Kiste, sondern dreht jedes dreimal kritisch um, beäugt es stirnrunzelnd von Nord bis Süd und legt es dann mit sanfter Missbilligung beiseite, um sich für ein anderes, vermeintlich besseres zu entscheiden.

Der überübernächste Kunde bekommt dann natürlich doch das beiseite gelegte, klar. Aber Thorstens kleine Königsrunde fühlt sich umhegt und umsorgt. Das alles führt dazu, dass die Schlange sich im Tempo eines Alpengletschers vorwärts bewegt. Doch Thorsten ist das egal. Er hat nur Augen und Ohren für den Kunden, der gerade dran ist; den hofiert er, als gäbe es kein Morgen und vor allem kein Ladenschlussgesetz.

Abends Geburtstagsparty in Ottensen, wo uns die abgebildete katholische Schule scheu ihr anmutiges Antlitz entgegenwandte. Auch hier Pannen: Von drei Fotos gelang nur eins. Wenigstens.


Ex cathedra: Die Top 3 der größten Gitarrenhymnen aller Zeiten
1. „Like a hurricane“ von Neil Young
2. „Broken chairs“ von Built To Spill
3. „The errors of my ways“ von Wishbone Ash