30 April 2010

Auf der Bundesbankfiliale (Honeckers Heiermann)



Matt
: „Ich habe hier auch noch 5 Ostmark. Was kann ich damit machen?“

Bundesbankmann: „In ein Fotoalbum kleben?“

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29 April 2010

Ein Idiot mit Schüttellähmung

Seit einiger Zeit kappe ich immer mehr Taue zu den Netzwerken im Web. Kein „Wer-kennt-wen“ mehr, Schluss mit „Stayfriends“.

Ich will wieder mehr auf meine Daten achten. Was natürlich witzig klingt bei einem Blogger, der mit Klarnamen aus seinem Leben berichtet, das gebe ich zu; doch hier auf der Rückseite der Reeperbahn kann ich wenigstens der Illusion frönen, alles unter Kontrolle zu haben.

Es wäre im Lichte dieser Rückzugsstrategie natürlich höchst inkonsequent, mir nach dem baldigen Ablauf meines Personalausweises eins von diesen neuen Chipdingern aufdrücken zu lassen. Deshalb besuche ich das Ortsamt St. Pauli, um mich für acht Euro Gebühr noch mal mit einer guten, alten Plastikkarte zu versorgen – das sind zehn Jahre Aufschub!

Auf dem Antrag ist ein schwarzumrahmtes Rechteck, in das ich unterschreiben soll. Ein aufregender Akt, denn regelmäßig missrät mir meine Unterschrift. Außerdem sieht sie jedesmal anders aus. Doch diesmal gelingt sie mir, ich bin erleichtert und auch ein wenig stolz.

„Hm“, macht die Ortsamtsdame, als sie den Antrag inspiziert, „ist Ihnen die Unterschrift da unten nicht ein wenig ins Schwarze geraten?“ Na ja, könnte schon sein, gerade so. Aber wenn’s nach mir ginge, dann …

Zu spät: Sie hat den Antrag bereits zerrissen und zerknüllt und druckt einen neuen aus. Jetzt bin ich enorm unter Druck, und Druck wirkt sich auf meine Testierfähigkeit aus wie eine mutierte Vogelspinne auf Arachnophobiker.

Zittrig setze ich an, verkrampfe augenblicklich, versuche das Debakel mit adrenalingepeitschtem Aktionismus in letzter Sekunde abzuwenden – und gerate diesmal ins Schwarze oben. Deutlich sogar. „Meine Unterschrift“, werfe ich kleinlaut ein, „ist eben sehr vertikal.“

Das mache nichts, antwortet die einfühlsame Ortsamtsfrau, während sie mich über ihre Lesebrille hinweg mustert, den Antrag zerreißt und einen neuen ausdruckt. Diesmal gelingt mir ein Gekrakel, als hätte Picasso einen epileptischen Anfall. Und obwohl dieses Gebilde nirgendwo ins Schwarze lappt, ist uns beiden stillschweigend klar, dass es keinesfalls die nächsten zehn Jahre auf einem nichtelektronischen Ausweis von sekundenlanger Schreibinkontinenz künden sollte.

Sie knüllt und zerreißt mit zunehmender Professionalität, Gleiches gilt für die Routine ihres Ausdruckens. Ihr Blick über die Lesebrille ist dabei weiterhin von Gelassenheit und Milde geprägt, ganz so, als hielte sie mich gar nicht für einen Idioten mit Schüttellähmung. Sie sollte auf Seelsorgerin umschulen.

Also Antrag Nr. 4 – und es klappt! Ich habe mich ins Ziel gerettet! Sie ist nicht schön, diese Unterschrift, zumindest nicht so schön wie die erste, die gewiss bei genauerem Hinsehen gar nicht ins untere Schwarze gelappt und deshalb eigentlich eine Chance verdient hatte. Aber immerhin.

„So“, sagt die Ortsamtsfrau sehr sanft, „das macht dann vier mal acht Euro. Also 32.“ Ich starre sie entgeistert an.


„Nur ’n Scherz“, sagt die Ortsamtsfrau.

Hoffentlich sitzt sie in zehn Jahren noch da, wenn meine neue gute, alte Plastikkarte ablaufen wird. Irgendwie sind wir ein gutes Team.

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27 April 2010

Manche Leute verstehe ich einfach nicht (3)



Lieber Unbekannter,

der Sie
neulich unter vermeintlicher Berücksichtigung meiner kulinarischen Vorlieben am Empfang eine silbermetallene (!) Tafel Ritter-Sport-Schokolade sowie eine offenkundig essbare „Voll-Nuss“ für mich abgegeben und mit einem Klebezettel samt der Botschaft „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ versehen haben:

a) danke.
b) Ich esse nur „DUNKLE Voll-Nuss“! Muss man denn alles dreimal sagen?

Jetzt benötige ich

a) eine Rücksendeadresse für die unzumutbare Nichtdunkle und
b) Ihre Zusicherung, von derlei Aktionen künftig rückstandlos abzusehen.

Der metallene Schokotrumm macht sich davon abgesehen ganz gut als Buch- und Briefbeschwerer, den behalte ich.

Mit noch immer irritierten Grüßen
Matt

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26 April 2010

25 April 2010

Fünf mal eins ist nicht achtzehn



Bei meinem Streifzug über den Schlachthofflohmarkt ließ ich trotz aller offenkundigen Qualitäten die 45-Single „Bier, Bier, Bier ist die Seele vom Klavier“ von Paul Kuhn links liegen, wohl wegen der thematisch enttäuschend gleichförmigen B-Seite („Es gibt kein Bier auf Hawaii“).

Bei einem anderen Händler stieß ich allerdings auf eine Plattenkiste mit lauter mir unbekannten Songwriteralben aus den 70ern. Eine herumsitzende Frau ermunterte mich mit merkantilen Argumenten („Alles billiger! Alles nur ein Euro!“) zur näheren Inaugenscheinnahme.

Und in der Tat: Am Ende hatte ich fünf mir interessant vorkommende Objekte herausgefischt, deren erstaunlich guter vinyler Zustand die ramponierten Cover nicht gerade nahegelegt hatten. Inzwischen war die Frau verschwunden, dafür hielt ein etwa zwei Meter langer älterer Herr nun die Stellung. Er trug merkwürdigerweise eine hochgeschobene Affenmaske auf dem Kopf, ähnlich wie es die hiesigen Luden mit ihren stets bedingungslos blickdichten Sonnenbrillen tun.

„Entschuldigen Sie“, wandte ich mich an ihn, „machen Sie mir ein Angebot für die fünf LPs hier?“ Er schaute gutgelaunt unter seiner Affenmaske hervor und sagte: „No jo, saachen wir achtzehn.“ Ein überraschend erschreckendes Angebot.

„Ihre Kollegin hat vorhin gesagt, das Stück kostet nur einen Euro“, versuchte ich die beiden gegeneinander auszuspielen, was meist in Abwesenheit einer Partei ganz gut gelingt. „Na gut“, gab er sich versöhnlich, „saachen wir acht.“


Mit Mathe hatte er’s offenber nicht so. „Fünf mal eins“, belehrte ich ihn, „ist aber fünf.“ Er winkte lässig ab, während man durch das gewaltige Gebiss der Affenmaske seine Haare sehen konnte. „Na gut, fünf.“

Aus Scham beendete ich das Spiel an dieser Stelle. Sonst wäre ich wohl nicht nur mit fünf Platten, sondern auch mit zwei Euro mehr nach Hause gegangen.

Doof nur: Ich hatte vor Monaten bereits geschworen (allerdings ohne Zeugen), keine weiteren LPs mehr zu kaufen. Jetzt fühle ich mich reingelegt.

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24 April 2010

Stani raus!

So, nach dem heutigen gloriosen 6:1 meines bald 100-jährigen FC St. Pauli gegen Koblenz halte sogar ich Fußballpessimist und -schisser den Aufstieg unter gewissen, genau zu definierenden Umständen sowie Hinzuziehung von Zufall, Glück, Voodoo und Massenbeinbrüchen beim Gegner für nicht vollkommen ausgeschlossen.

Nach dem Spiel skandierte das ganze Stadion in fröhlicher Euphorie: „Stani raus!“ und „Wir ham die Schnauze voll!“. Stani(slawski) wurde gerade von Sky interviewt, als die paradoxen Sprechchöre hereinschwappten, und grinste: „Wahrscheinlich liegt’s am Gegentor.“

„Stani raus“ heißt natürlich nichts weiter als: raus aus der zweiten Liga. Das wünsche auch ich mir sehnlichst – und das trotz des peinsam denglischen Jubiläumsslogans „OUR WORLD is braunweiß“.

Doch mein Fremdschämpotenzial habe ich diesen Monat zum Glück schon komplett aufgebraucht.


Foto: FC St. Pauli


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23 April 2010

Wie das Partybild auf die Bahncard kam

Nein, nicht alle Kollegen sind eine Zierde meines Standes.

Manche scheinen sich trotz eines IQs, der Lothar Matthäus’ Lebensalter entspricht, geradezu verirrt zu haben in diese Welt des Denkens und Schreibens, ohne allerdings – und das ist das besonders Merkwürdige – sogleich zügig wieder hinausexpediert worden zu sein.

Zu diesen Journalisten gehört Regina.

Regina beklagt sich in einem Forum öffentlich über die Bahn. Die nämlich, schimpft sie am 3. 11. 2009, habe ihrer Bahncard statt des üblichen Passfotos etwas ganz anderes eingeschweißt: nämlich ein seltsames Partybild von ihr.

„Rätsel DB!“, schlägt sich Regina vor den überforderten Kopf – ohne auch nur ansatzweise zu begreifen, dass weltweit nur ein Mensch das Partybild beim Antragstellen versehentlich hochgeladen haben muss, und zwar sie höchstselbst: Regina.

Denn woher in Mehdorns Namen sollte die Bahn das Bildchen sonst wohl haben?

Ach, es ist ein Kreuz. Da lobe ich mir doch die Bauernschläue der Pennyfiliale in Ottensen, die einfach einen Aushang macht, wenn sie mal ein paar Ls billig loswerden will.
(Sowie ein Deppenleerzeichen.)

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22 April 2010

Fundstücke (77)

Vorsorglich zur Beruhigung der Allgemeinheit: Als wir die abgebildete Jacke auf der Simon-von-Utrecht-Straße aufhoben, um sie auf einen benachbarten Bauzaun zu hängen, lag kein Kind (mehr) darunter.


21 April 2010

Das Stäbchendesaster



Bei der Plünderung eines Sushibüffets, das nur sporadisch aufgefüllt und deshalb immer wieder Opfer kollektiver Spontanattacken wird, ist es ein ernster Nachteil, kein Stäbchenvirtuose zu sein.

Wie ich.

Besteck als Alternative hätte natürlich geholfen, doch das stellte das gastgebende und durchweg dekorativ illuminierte Luxushotel East (Foto) in der Simon-von-Utrecht-Straße leider nicht zur Verfügung. So geriet ich bei der heißen Schlacht am kalten Büffet schon früh in Rückstand.

Die Handhabung von Stäbchen, dieser fürs Augenausstechen sicherlich hocheffektiven, für jede Form der Nahrungsaufnahme jedoch ganz und gar disfunktionalen Werkzeuge, mag für über eine Milliarde merkwürdiger Menschen das Selbstverständlichste der Welt sein, für mich aber ist das etwa so, als müsste ich die 100 Meter in Taucherflossen laufen, während die Konkurrenz in luftgepolsterten Turnschuhen mit Sprungfedern unterwegs ist.

Zu meiner wenig schmeichelhaften Erleichterung rutschte auch Ms. Columbo der ein oder andere Tun vom Hölzchen. „Ich fühle mich wie ein Neandertaler“, murrte sie unamüsiert, während ich versuchte, ein Stück Wassermelone wenigstens durch einen Durchstich zum Wechsel auf meinen Teller zu überreden. Geteiltes Unglück macht übrigens nicht halb so unglücklich, sondern lediglich halb so satt. Soviel zu schlauen Sprichwörtern.

Anlass des Rohfischdesasters war die Präsentation eines neuen East-CD-Samplers, zu dem ich den zuständigen DJ Ping derart interessiert befragte, dass er mir bereits nach zehn Minuten das Du plus Visitenkartenaustausch anbot. Nun muss ich meinerseits ihm einen Sampler aufnehmen; das habe ich jetzt davon.

Satt geworden sind Ms. Columbo und ich am Ende dann doch noch. Das ist halt auch unter solchen Extrembedingungen immer nur eine Frage der Zeit – obwohl man beim Stäbchendilettieren sogar länger dazu braucht, weil die ständig misslingende Benutzung dieser Teufelsdinger erheblich mehr Kalorien verbrennt als die traditionelle Messer-Gabel-Variante.

Zum Glück gab es begleitend aber ausreichend Riesling, und im Gebrauch von Weißweingläsern bin ich, wie ich nicht unstolz behaupten kann, ein kiezweit bekannter Virtuose.

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20 April 2010

Vulgo: Raus jetzt, aber pronto!

Als der Bus 36 am Rathausmarkt ankommt, sagt die Stimme aus dem Lautsprecher natürlich wieder was. Sogar mehr als an anderen Stationen.

Sie sagt: „Please exit here for town hall.“

Ich bin ja zugegebenermaßen weniger der native als der naive speaker – aber müsste die Stimme nicht eher „You MAY exit here …“ sagen, statt mich kaum kaschiert hinauszukomplimentieren?

Jedenfalls trotzte ich tapfer diesem als Bitte getarnten Befehl und kam daher doch noch nach St. Pauli.

Dort wird gerade das Riesenrad abgebaut, was ein ausgesprochen hübscher Anblick ist.


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19 April 2010

Danke, Eyjafjallajökull!



Schade, jetzt gehen sie bald wieder zuende, die kondensstreifenlosen Tage. Der Himmel über Hamburg war makellos am Wochenende; er zeigte ein hinreißend ungetrübtes Blau wie zuletzt wahrscheinlich gegen Ende der Weimarer Republik.

Irgendwo unsichtbar dort oben schwebte allerdings die Aschewolke des Eyjafjallajökull; sie sollte nach Medienberichten angeblich den Sonnenuntergang blutrot kolorieren. Deshalb brachen wir gestern Abend auf gen Hafen, um das Schauspiel fotografisch zu dokumentieren.

Allerdings waren wir etwas zu spät dran, die Sonne spiegelte sich nur noch blass im Glasbau der Kehrwiederspitze. Milde enttäuscht spazierten wir alternativ in der Dämmerung durch die Hafencity, sahen die Aida Blu auslaufen und verschoben den Sonnenuntergangscumshot auf Sonntag.

Rechtzeitig gegen 20 Uhr liefen wir also los. Es ging taktisch klug durch den alten Elbtunnel auf die südliche Flußseite, weil dort die Chance größer schien, den Blick weit genug nach Westen zu richten, um das Eyjafjallajökull-induzierte Schauspiel genießen zu können.

Und wirklich: Die Sonne glühte kokett durch die Sträucher, allerdings gewohnt gelblich. Als ich gleichwohl – wo wir schon mal da waren – die Kamera zur Dokumentation des Nullachtfuffzehnsonnenuntergangs zückte, sprach mich ihr Display ausgesucht höflich an.

Es sagte: „Bitte wechseln Sie den Akku.“

Und daher gibt es heute nur ein Foto aus der Hafencity. Allerdings ausgesucht kondensstreifenlos – dank Eyjafjallajökull.

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18 April 2010

17 April 2010

Fremdschämen am Schulterblatt



Eins vorweg: Ich fühle mich grundsätzlich wohl unter Menschen, die so alt sind, wie ich mich fühle. Doch gestern Abend im Haus 73 am Schulterblatt war das anders.

Das Haus 73 ist ein Veranstaltungszentrum mitten auf der Schanze, wo Autonome und Hausbesetzer regelmäßig der Polizei überdeutlich guten Tag sagen, wo sich Studenten, Werber, Veganer, Gentrifizierungsgegner und Bachblütenblödis an schönen Tagen auf dem Galaostrich gemeinsam die Sonne auf Designerbrillen, Palästinensertücher und Batikhemden scheinen lassen.

Dort also, im Haus 73, spielten gestern Abend bei kostenlosem Eintritt drei Songwriter, darunter die wunderbare Berliner Folksängerin Julia A. Noack – und alle wurden sie von einer schambefreiten Schanzenmischpoke gnadenlos niedergequatscht.

Einer blökte so lange in sein Headset, bis German Psycho ihn die Kellertreppe hinabstieß – doch leider konnte der so tapfere wie gnadenlose Kämpfer für höfliche Ruhe beim Konzert nicht überall sein. Ein Frauentrupp mit normierter Kurzhaarfrisur etwa erörterte über drei Sesselreihen hinweg, wer wie viel Milch in seinen Latte Macchiato haben möchte; ein Schlabbertyp mit am Kopf festgewachsener Kapuze laberte zurücklabernde Studentinnen an, ein Hornbrillenhornochse kickte Astraflaschen über den Steinfußboden.

Derweil wälzte sich eine unablässige Schlange von Leuten zum Rauchen raus und begegnete an der Tür neben der Bühne einer unablässigen Schlange von Leuten, die gerade vom Rauchen zurückkamen.

Und in diesem heillosen Tollhaustohuwabohu – verursacht von
dumpfbräsigen Ignoranten, die sich für die urbane Avantgarde halten – versuchte Julia A. Noack aus Berlin kleine feine Zupfgeschichten von Grizzlymädchen und angelehnten Türen zu Gehör zu bringen. Vergeblich.

Kurzum, Schanze: Ich habe mich selten so fremdgeschämt wie gestern Abend. Und jetzt bin ich irgendwie doch froh, dass du seit dem 1. März 2008 nicht mehr zu St. Pauli gehörst.

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16 April 2010

In der Nichtraucherpause

Matt: „Und: keine Zigaretten dabei?“
Franke
: „Selbstverständlich.“

Matt: „Hast du vielleicht mal kein Feuerzeug?“
Franke
: „Klar, hier hast du keins.“
Matt: „Danke, das kann ich nicht annehmen.“
Franke: „Na, nimm’s schon nicht.“
Matt
: „Keinesfalls.“
Franke
: „Bestens.“

14 April 2010

Verfahren eingestellt



Heute erhielt ich in Sachen Fahrraddiebstahl Post von der Staatsanwaltschaft Hamburg.

„Das Verfahren“, teilte man mir ohne jede subkutane Empathie mit, sei „eingestellt worden, weil der Täter nicht ermittelt werden konnte.“ Für eine Anzeige, die ich erst am 23. März 2010 aufgab, eine recht zügige Einstellung des Verfahrens, ehrlich gesagt.

Aber wahrscheinlich hat die Staatsanwaltschaft einfach mit absolutem Hochdruck losermittelt, schließlich ist es MATT, sagte sie sich gewiss, dem das Fahrrad entwendet wurde, also werfen wir uns mit aller verfügbaren Manpower hinein in den Fall, nach dem Motto: besser kurz und intensiv als lang und lasch.

Das Ergebnis allerdings ist insgesamt weniger lustig als die Stuhlhusse mit Kellerfalte, die ich neulich im Aldi-Sortiment entdeckte.

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13 April 2010

Männer, die auf Liegen brüllen



Ein skrotumerschütterndes Gebrüll erfüllt den ganzen Fitnessclub.

Es ist eindeutig die Stimme von Inkasso-Henry, und ebenso eindeutig wird ihm gerade bei lebendigem Leib die Milz entfernt oder wenigstens die Schambehaarung per Flammenwerfer.

Also stürze ich hin, um zu helfen, doch er liegt nur auf der Bank und stemmt ein paar Gewichte. Das allgemeine Grinsen der über den Club verstreuten Besucher hätte mich stutzig machen müssen, doch mein schon oftmals verfluchter Mutter-Teresa-Impuls lenkt mich immer wieder in die Irre.

Abends dann das Konzert von Daniel Johnston in der Fabrik. Der Mann ist ganz offensichtlich ein größeres Wrack, als es Inkasso-Henry je werden wird, und genau deshalb ist das, was er singt und wie er es tut, ungeheuer berührend.


All seine Extremitäten wackeln vor Nervosität, sein gewaltiger Bauch ruht ihm wie ein Schutzwall vorm Restkörper, und wenn er hochfrequent jault und durch die Verse eiert, scheint sich das ganze Elend der menschlichen Existenz zu Schall zu formen.

Dass mich das – genauso wie Inkasso-Henrys Gebrüll – ausgesprochen positiv stimmt, will ich jetzt lieber nicht weiter hinterfragen.

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12 April 2010

Mein Scheitern am Dekolletee

Gestern Nacht bin ich Amateur zweimal daran gescheitert, beim Verlassen des Dollhouse in der Großen Freiheit einer Tänzerin meinen Dollar ins Dekolletee zu stecken.

Beim ersten Mal wollte der Schein partout nicht rein, ich hatte ihn einfach nicht ausreichend kleingefaltet. Ich musste völlig neu ansetzen, doch nun fluppte das widerständige Miststück unverständlicherweise wieder raus, als hätte es eine Dekolleteephobie, und fiel sogar zu Boden.

Die Situation war überaus peinlich, zumal Freunde aus der alten Heimat zu Gast waren, denen gegenüber die Demonstration von etwas mehr Routine bei der Absolvierung kieztypischer Handlungsabläufe sicherlich angesagt gewesen wäre. Doch nichts da.

„Ich habe einfach zu wenig Übung“, wandte ich mich mit dem Versuch einer faden Entschuldigung an die leichtbekleidete Frau. Bei einem Profi wie ihr durfte ich damit allerdings nicht gerade auf überschwappendes Verständnis rechnen. Denn meine mangelnde Übung bei der unfallfreien Bestückung ihres Dekolletees signalisierte ja nichts anderes, als dass sie und ihresgleichen in der Vergangenheit wenig bis gar nichts an mir verdient hatten – und auch künftig kaum Aussicht auf eine Verbesserung dieser Lage bestand.

Die Tänzerin jedenfalls schaute inzwischen auch durchaus schon sparsam, was sie aber nicht daran hinderte, mir weiterhin geduldig ihren mit beiden Händen aufnahmebereit zusammengedrückten Vorbau entgegenzurecken. Ich bückte mich hochrot, bekam den Dollhouse-Dollar im übereifrigen Bestreben, das Aufklauben möglichst nonchalant und elegant auszugestalten, erst beim zweiten Mal zu fassen, knickte ihn dann fahrig auf Viertelgröße zusammen – und endlich, endlich verschwand er in den Tiefen ihres Busens, wo er hinfort ordnungsgemäß verblieb.

Wie sich herausstellte, hatten meine Freunde das alles gar nicht mitbekommen, und das darf auch bitte gern so bleiben.

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11 April 2010

Wenn Sivert singt



Das Konzert des früheren Madrugada-Sängers Sivert Høyem im Uebel & Gefährlich war eine einzige Achterbahnfahrt.

Emotionaler Höhepunkt: „The Kids are on High Street“, wahrscheinlich die beste Rockhymne der Nullerjahre – und ich würde mich auf Richard Ashcrofts Frühstückstisch stellen und das wiederholen.

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